Seilbahn

Benedikt Hochrainer (Jahrgang 1926) aus Ridnaun arbeitete von 1951 bis 1982 hauptsächlich als Seilbahnwärter im Bergwerk. Zu seinen eingeprägtesten Erinnerungen gehört der extreme Winter 1951, als die Schneedecke so hoch stieg, dass die Loren der Seilbahn im Schnee stecken blieben:

„An die 30 Knappen mussten im Februar 1951 im Lazzachertal unterhalb der Trasse der Seilbahn einen mehrere Meter tiefen Kanal freischaufeln. Ich war zusammen mit Stefan Markart beim Schaufeln am Masten 20, als wir die Nachricht erhielten, uns zu entfernen, da man die Seilbahn in Gang setzen wollte. Im selben Augenblick rasten bereits die Loren zu Tal. Wir begriffen instinktiv, dass das Bahnseil gebrochen war. Auf dem Masten über uns sprangen die schwerbeladenen Loren aus der Führung und schlugen wie Bomben in den Tiefschnee. Das gebrochene Seil stob als Knäuel, einem Wirbelsturm gleich, durch den Schnee. Nach mehreren verzweifelten Versuchen gelang es uns, aus dem etwa vier Meter tiefen Schneekanal zu klettern und uns hinter Bäumen in Sicherheit zu bringen. Bestimmt hat uns dabei die Hl. Barbara geholfen."

Als nach dem ersten Weltkrieg die italienische Betreiberfirma S.A.I.M.T.(Società Anonima Imprese Minerarie Trentine) das Bergwerk Schneeberg übernahm, galt das besondere Augenmerk der Verbesserung und Rationalisierung des Erztransportes. Sie ließ von 1924 bis 1926 eine Materialseilbahn errichten, wobei die grundlegenden Erfahrungen in dieser neuen Transporttechnik während des 1. Weltkrieges in der Dolomitenfront gesammelt worden waren. Die Materialseilbahn führte von St. Martin am Schneeberg über die 2.700 m hohe Schneebergscharte ins Lazzachertal. Im Berghang, gegenüber dem Poschhaus, war eine Umlenkstation notwendig, welche die Aufbereitung in Maiern anpeilte.

Geplant war sogar die Weiterführung der Seilbahn bis zum Bahnhof in Sterzing, gebaut wurde dann allerdings nur der Abschnitt von Maiern nach Mareit, wo die Fracht der Seilbahngondeln in den bereits bestehenden Mareiter Erzkasten, der am Fuße des Mareiter Bremsberges (beim heutigen Fußballplatz) stand, entleert wurde. Später baute man die Talstation mit einem geräumigen Erzsilo auf dem Hügel gegenüber vom Schloss Wolfsthurn. Anfangs musste der Weitertransport nach Sterzing noch mit Fuhrwerken bewerkstelligt werden, nach dem 2. Weltkrieg übernahmen Lastwagen diese Aufgabe. 1965 war der Bau der heutigen Landesstraße bis zum Talende hinter Maiern abgeschlossen. Die Lastautos holten daraufhin das Blei- und Zinkkonzentrat in Maiern ab und brachten es direkt zu den Schmelzwerken in Oberitalien oder im Ausland. Der entsprechende Seilbahnabschnitt wurde abgetragen. Sein Verlauf mitten durch das Ridnauntal über den St. Laurentius- und Magdalenenhügel hinweg war noch viele Jahre danach als breiter, brauner Streifen sichtbar, da der Boden durch das Bleikonzentrat, das aus den Gondeln gefallen war, schwer belastet blieb. Heute sieht man noch deutlich die Schneise im Wald nahe der Magdalenakirche.

Durch die Seilbahn wurde der Erztransport wesentlich beschleunigt. Lediglich 70 Minuten brauchte eine Gondel von St. Martin nach Maiern. Ein Schienenhunt hatte vorher auf der Übertage-Förderanlage mindestens 3 Stunden, ein Erz-Saumtier an die 6 Stunden benötigt. Durch die Inbetriebnahme der Seilbahn wurde zum ersten Mal ein ganzjähriger Erztransport vom Schneeberg möglich, wenn auch im Winter Schneestürme, Neuschneemengen und Lawinenabgänge für lästige Unterbrechungen sorgten und Mensch und Material vor größte Herausforderungen stellten.

1985 wurde das technische Wunderwerk der Umlaufbahn, bis auf das letzte Teilstück nach Maiern, zusammen mit der Verladestation am Schneeberg abgetragen und dem Erdboden gleichgemacht.

Die Masten der Materialseilbahn waren ursprünglich aus Holz und wurden nach dem 1. Weltkrieg durch Eisenmasten ersetzt.

1956 wurde knapp unterhalb der Schneebergscharte ein Durchschlag für die Seilbahn herausgesprengt, weicher eine größere Unabhängigkeit des Betriebes bei Wind und Wetter garantierte.