Schneeberger Lied

Unter dem Titel: “Lied der Schneeberger Knappen” überliefert der Autor der “Chronik des Schneeberg” Hans Michael Voelckel 1978 den Text eines Bergmannsliedes, den ihm der pensionierte Knappe Alois Pfitscher (vulgo Locher Luis) mitgeteilt hat. Wurde das Lied auch am Schneeberg und in Ridnaun sehr häufig gespielt bzw. gesungen und entwickelte es sich aufgrund des ergreifenden Textes und der eingängigen Melodie zu einer Art Knappenhymne bis in die heutige Zeit, so stammt es doch aus den großen Bergbauzentren Deutschlands und ist im gesamten deutschen Sprachraum bekannt. Besonders die vierte Strophe, die durchaus auch jünger als die vorhergehenden sein kann, stellt die Verbindung zur industriellen Revolution mit dem Steinkohlebergbau um die Mitte des 19. Jahrhunderts her.

Bedingt durch den starken Knappenaustausch innerhalb der mitteleuropäischen Bergwerke hat sich der “Hit” natürlich rasch verbreitet und wurde lokal in Melodie und Text leicht abgeändert. Als “Schneeberger Version” beeindruckt es auf jeden Fall auch heute noch; lamentiert zwar gesellschaftskritisch von der weltlichen Ungerechtigkeit den Knappen gegenüber, zeigt aber auch mit wenig falscher Bescheidenheit das große Selbstbewusstsein der Bergleute, mit welchem sie seit dem Mittelalter in Europa ihre wirtschaftliche Schlüsselposition auszunutzen wussten.

1. Der Bergmann im schwarzen Gewande so schlicht,
geht still durch das Leben, man acht´ seiner nicht.
Tief drunt in der Grube, da kämpft er mit Not,
verdient sich wohl oft kaum sein tägliches Brot.
Doch blickt er zufrieden zum Himmel hinauf
und ruft aus der Grube sein fröhlich “Glück auf!”

2. Der Bergmann gräbt Schätz aus der Erde heraus,
der Goldschmied, der macht eine Krone daraus.
Die Kron setzt aufs Haupt sich der Fürst in dem Glanz,
den Bergmann, den armen, vergessen sie ganz.
Wo, nehmest, o Fürst, du die Goldkrone her,
wenn tief in der Grube der Bergmann nicht wär?

3. Das Ringlein am Finger, o Braut, steht´s dir gut?
Ein Herz voll Rubinen so rot wie das Blut!
Das Ringlein am Finger hat bindende Macht.
Wer holt dir das Gold, den Rubin aus dem Schacht?
Wo nehmest, o Braut, du den Brautschmuck wohl her,
wenn tief in der Grube der Bergmann nicht wär?

4. Durch die Welt braust mit Dampf jetzt der menschliche Geist,
das eiserne Roß wird mit Kohle gespeist.
Die Steinkohle, schwarz wie des Bergmanns Gewand,
die entferntesten Länder verbind´s miteinand.
Wo nehmest, o Mensch, du die Wunderkraft her,
wenn tief in der Grube der Bergmann nicht wär?

5. Drum haltet in Ehren der Bergleute Stand,
ihr Name wird stets nur mit Achtung genannt!
Und drückt uns der Tod die Augen auch zu,
vertauscht wird die Grub mit der ewigen Ruh.
Nimmt uns die Grube im Friedhof dann auf,
der Herrgott ruft, Bergmann, komm aufwärts, Glück auf!

andere Endversion:

der Herrgott ruft, Bergmann, komm aufwärts mein Sohn,
nimm dir fürs Graben den himmlischen Lohn!