Aldo Sartori

Geboren 1931 in St. Leonhard in Passeier. Der Vater, Realdo, war 1929 aus dem schweizerischen Tessin zum Straßenbau ins Passeier gekommen, wo er bereits 1937 bei Rabenstein in einer Lawine starb. Am 1. Juli 1948 trat Aldo seine Arbeitsstelle am Schneeberg an - als Maurer, Arbeiter an den Aufzügen, Aushilfe in der Küche, beim Verlegen der Schienen und im Vortrieb der Stollen.

Ungefähr 300 Arbeiter waren zu der Zeit am Schneeberg. Pro Schicht sind über 70 von ihnen eingefahren. Bis 1949 handelte es sich großteils um Norditaliener und Einheimische, danach stellten Süditaliener aus den Abbruzzen, Apulien und Kalabrien die Mehrheit. 1952 verließ er den Schneeberg und arbeitete als selbständiger Maurer. Im Jahr 1972 baute Aldo Sartori im verlassenen Knappendorf St. Martin (im Herrenhaus) wieder eine einfache Schutzhütte auf, welche er bis 1990 führte. Er lebt derzeit (2000) zusammen mit seiner 96jährigen Mutter in St. Leonhard und bemüht sich nach Kräften, sein großes Wissen vom Schneeberg und seinem riesigen Stollensystem, in dem er sich auskennt wie kein anderer, an Interessierte weiterzugeben.

Gerne erzählt er in seiner begeisternden Art auch folgende Geschichte, von der er felsenfest überzeugt ist:

"1951 im Winter hatte ich am Samstag die Schicht von 14 bis 22 Uhr. Ich ging noch etwas essen, andere Passeirer gingen sofort nach der Schicht zu Fuß ins Tal, ich fuhr ihnen dann mit den Skiern nach. Ich holte die Gruppe beim Zaun in Öss ein, und sie fragten mich, ob auch ich ein Licht in Seemoos gesehen hätte? Sie hätten ein Karbidlicht gesehen, hatten gerufen, aber keine Antwort erhalten. Als sie näher hinzu gingen, sei das Licht wie von Geisterhand höher in den Hang gestiegen. Ich hatte nichts bemerkt. Genau zur gleichen Zeit haben Arbeiter in einem Nebenschacht des Martinsstollens eine zusammengekauerte Gestalt sitzen sehen, als ob sie eingeschlafen wäre. Sie trug eine Jacke und eine Schirmkappe, man erkannte in ihr den Arbeiter Giuseppe M. Sie schrien ihn an und wollten ihn wecken, aber als sie zu ihm hinaufsteigen wollten, wurden sie zurückgestoßen, wie von einem gleichpoligen Magneten. Da erschraken sie und holten den Capo. Als der eintraf, war der Geist verschwunden und man entdeckte keine Spur am Boden. In der gleichen Nacht kam der Mitterpiller Luis ganz verschreckt aus dem St. Peter Stollen, wo er gearbeitet hatte. Er habe dort den Teufel gesehen, berichtete er und weigerte sich, zurück in den Stollen zu gehen. Der Luis war ein 1900er Jahrgang und galt als ernster Mann. Am nächsten Vormittag kam über Telefon die Nachricht zum Schneeberg, dass sich in der letzten Nacht der arme Knappe Giuseppe M., welcher Alkoholiker war und an Syphilis litt, auf dem Rückweg vom Spital in Sterzing in Gasteig in einem kleinen Heustadel erhängt hatte.”