Letzte Phase des Bergbaus

Bereits um das Jahr 1960 hat die Firma AMMI den Plan ins Auge gefasst, das Knappendorf St. Martin am Schneeberg aufzulassen und das Erzlager von der Ridnauner Seite aus anzufahren. Eine deutliche Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen für die Bergleute sowie die Vermeidung des aufwändigen Erztransportes über die Schneebergscharte wurden dadurch beabsichtigt.

Als erster Schritt wurde im Jahre 1962 im Lazzacher Tal knapp unter 2000 m Meereshöhe der Poschhausstollen angeschlagen und rund 3,6 km in Richtung der Schneeberger Weißen vorgetrieben. 1967 war das Erzlager erreicht und konnte nun von unten - im Firstenstoßbau - zum alten, darüberliegenden Grubengebäude hin, abgebaut werden. Gleichzeitig erbaute man im Bereich der Erzaufbereitung in Maiern zusätzlich zu den bereits bestehenden Knappenwohnhäusern ein großes Verwaltungs- und Wohngebäude mit mehreren “Sozialwohnungen”. Dazu kam von Maiern aus eine Kabinenbahn durch das Lazzachertal bis etwa 700 m vor dem Poschhausstollen, von wo ein teilweise unterirdischer Kunststollen (“Schneekragen”) zum Mundloch des Poschhausstollens führte.

Mit der Verwirklichung dieser Strukturen stand einer Umsiedlung des Bergvolkes von St. Martin am Schneeberg nach Ridnaun nichts mehr im Wege. Beschleunigt wurde die geplante Übersiedlung durch den Brand im großen Arbeiterwohnhaus in St. Martin am 16. Juni 1967.

Die einmalige, Jahrhunderte alte Knappensiedlung auf 2.354 m wurde in der Folge aufgelassen. Die verbliebenen Knappen wohnten ab 1967 im Talschluss von Ridnaun und fuhren mit der Kabinenbahn zur Schicht ins Bergwerk hinauf.

Auch der Weg des Erzes wurde wesentlich vereinfacht, führte er jetzt nicht mehr über den Berg, sondern durch den Poschhausstollen direkt zu einer großen, neu errichteten Brechanlage mit geräumigem Erzsilo. Die Seilbahn über den Berg hatte ausgedient, beim Erzbunker entstand die neue Bergstation, von welcher das Erz mit der Seilbahn nach Maiern transportiert wurde.

Trotz der enormen Investitionen und Neuerungen konnte der allmähliche Niedergang des Bergbaus nicht aufgehalten werden. Die hohen Produktionskosten im Gebirge konnten mit den ständig fallenden Blei- und Zinkpreisen auf dem Weltmarkt nicht mehr konkurrieren.

Nach Jahren der Unsicherheit, gekennzeichnet durch viele Verhandlungen und Aussprachen zwischen Firmenleitung, Gewerkschaften und öffentlichen Ämtern, erfolgte im Dezember 1979 die Einstellung des Erzabbaus. Ein Großteil der Arbeiter wurde in die Lohnausgleichskasse überstellt. Ein im darauffolgenden Jahr gestartetes Sondierungsprogramm sollte neue, ergiebige Erzlager in größerer Tiefe erschließen und den etwa 45 verbliebenen Knappen die Arbeitsplätze für die nächsten Jahre sichern. Waren die Ergebnisse der Probebohrungen auch recht zufriedenstellend, entschied die letzte Betreiberfirma SAMIN doch, das Bergwerk am 5. Mai 1985 zu schließen. Alle Bergleute, bis auf 5 Mann, wurden entlassen. Letztere schlossen sich im darauffolgenden Jahr zu einer Genossenschaft zusammen und führten bis 1989 Aufräumungs- und Absicherungsarbeiten im Bereich des Poschhaus- und Karlstollens durch.

Aufgrund des langsamen Endes im Schneeberger Bergbau reduzierte sich die Arbeitsbelegschaft seit den sechziger Jahren kontinuierlich von 350 auf 42. Die endgültige Auflassung führte damit zu keinen größeren Problemen auf dem Arbeitsmarkt.