Erzaufbereitung am Schneeberg

Das Erz kommt am Schneeberg nur sehr selten in reiner Form als sogenanntes Stuferz vor. Die meisten Erzvorkommen sind mehr oder weniger mit anderen Mineralien vermengt und mußten vor der Verhüttung von diesen getrennt werden. Diese Aufbereitung erfolgte, um den Transport möglichst wirtschaftlich zu halten, am Schneeberg in der Nähe der Gruben. Das geförderte Material wurde auf den Boden geschüttet und ausgesucht. Größere Brocken wurden mit einem Fäustelhammer auf speziellen Pochsteinen zerklopft. Danach trennte man händisch das Erz vom tauben Gestein.

Im Gegensatz zu der gefährlichen Arbeit in den Stollen, von der Frauen zu ihrem Schutz schon immer ausgeschlossen waren, blieb diese mühsame Trennarbeit traditionelle Tätigkeit der Frauen, Kinder und älteren Arbeiter. Sie geschah normalerweise in einfachen Baracken, den sogenannten Kram- oder Scheidstuben, am Schneeberg aber sicherlich großteils im Freien, was die ungefähr 100 erhaltenen Pochsteine am Rande der alten Halden belegen.

Ab dem 16. Jahrhundert gab es am Schneeberg die ersten maschinellen Pochwerke. Große, mit Wasser betriebene Stampfen, in welchen die mit Eisen verstärkten Stößel das eingefüllte Erz auf Sandgröße zerkleinerten. Fünf Standorte dieser vorindustriellen Maschinenanlagen sind am Schneeberg bekannt. Das höchste am St. Gallus Stollen, eines am Vierzehn Nothelfer Stollen und Aufzug, das nächste unterhalb der Knappensiedlung am Bach, der sogenannte Erbstollen Pocher, das bekannteste in Seemoos, von dem das Puchertal den Namen trägt, und das tiefstgelegene ab 1750 beim Karlstollen. Die Anordnung der Pochwerke in ausreichendem höhenmäßigen Abstand untereinander gewährleistete die mehrfache Nutzung des Wassers als Antrieb für die oberschlächtigen Wasserräder, welches von Juni bis Oktober über Kanäle (Wieren) aus dem Schneebergerbach entnommen werden konnte.

Der gewonnene Erz- und Gesteinssand kam von den Pochern direkt in die anschließenden Waschwerke. In diesen wurde der Sand auf verschieden schräg gestellten Tischen ausgebreitet, welche entweder selbsttätig gerüttelt wurden oder mit grobem Tuch bespannt waren. Das Wasser, welches über die Tische lief, schwemmte die leichten Anteile, den Gesteinssand mit sich, während der schwerere Erzschlamm, der sogenannte Schlich, auf den Waschtischen zurückblieb und abgeschöpft wurde. Dieser Schlich blieb vom 16. Jahrhundert bis 1874, der Inbetriebnahme der Übertagförderanlage nach Maiern, das Endprodukt der Erzaufbereitung am Schneeberg, welches mit Sackzug oder Saum über Berg und Tal zu den Schmelzhütten transportiert wurde.

Ab 1874 wurde in Seemoos am Schneeberg nur mehr der Bleiglanz aufbereitet. Dafür errichtete man 1896 ein modernes Pochwerk an höherer Stelle am St. Peter Stollen. Das Haupterz, die Zinkblende, kam in die Aufbereitung nach Maiern. Die Frauen als Erzscheiderinnen blieben trotzdem in den Sommermonaten am Schneeberg im Einsatz. Der Großteil der etwa 70 Arbeiterinnen stammte aus Oberitalien und Slowenien. Sie wurden als Klauberinnen, Klaubweiber oder Tschodiler bezeichnet. Das Mindestalter betrug zwölf Jahre. Im Jahre 1896 wurde im gebührenden Abstand von etwa 400 Metern zu der “männlichen” Knappensiedlung St. Martin, taleinwärts das sogenannte Frauenhaus mit 72 Betten am Vierzehn-Nothelfer-Aufzug gebaut, welches leider auch 1985 der sinnlosen Zerstörung zum Opfer fiel.