Schwarze Schneeberger Münze

Schlimm erwischt hat es am 18. August 1748 auch Franz Jacob von Erlacher, der an der “Hauptbefahrung und Erzteilung” teilnahm:

“Es schneite den ganzen Tag; und die Nacht hindurch wehte ein so gräulich Wind, daß solcher gewiß das Haus doch zerrissen hätte, wenn selbes aus Schindeln gewesen wäre. So bin ich, unerachtet dessen, von dem Schramärtl mit seinem gräulichen Anblick noch mehr erschreckt worden, ja ich wurde gar vor dem Richter angeklagt, als ob ich durch Hexerei dieses Wetter gemacht hätte, worauf auch sentiert (geurteilt) worden, man sollte mich gebührend abstrafen, nachgehends (anschließend) aber aus dem Land jagen, vorher aber ein gewöhnliches Weggeld (Schneeberger Münze) mitteilen, welches (ich) auch von der Bruderschaftskassa in Geld genügsam empfangen habe. Da die Anklage als falsch erkannt wurde, wurde ich schließlich für einen (als) Schneeberger Bergmann angenommen und mein Namen im Bergmannbuch eingetragen.”

Unter den verschiedenen religiösen und weltlichen Bräuchen, die sich am Schneeberg entwickelten, hat bei den betroffenen Besuchern sicherlich das “Anrennenlassen” oder das “Schlagen der schwarzen Schneeberger Münze” den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen. Nahezu jede Eintragung im Gästebuch ab 1703 nimmt darauf Bezug. Der theatralisch inszenierte Einstandsbrauch (Initiationsritus) an neu angekommenen Arbeitern oder Besuchern unterbrach das eintönige Leben am Berg und nahm die Opfer schmerzhaft heiter in den Kreis des Schneeberger Bergvolkes auf.

“Jeder einkehrende Gast männlichen Geschlechts musste bei seiner Anwesenheit daselbst die sogenannte Schneebergermünze bezahlen, oder mit anderen Worten gehanst (gehänselt) werden. Ein Hanswurst in seltsamer Tracht, Schreimartel geheißen, ergriff unter Geschrei und Possenreimen den Gast, band ihn an ein Ofengeländer, und hörte nicht auf, ihn wacker auszupeitschen, als bis er sich mit einem bestimmten Gelde losgekauft hatte.” (Beda Weber,1852)

In den Eintragungen wird zwischen den verschiedenen Münztypen, welche nach demütiger Erduldung das “Bergwerksrecht” verleihen, genau unterschieden. Für die Schläge, gleichsam Ritterschläge auf das “Arschleder” der Bergleute, gibt es verschiedene Bezeichnungen: die “gewöhnliche Minz” oder “Bergminz”, “neue Tölpeltaler” (1719), “Laufgelt” (1720), “zwölf Taler von dem Schrämartl” erhielt 1722 der Maler Nicolaus Auer, “Zipfl- und Tölpltaler” (1730), “gute Minz” (1732), “schwarze und weiße Minz” (1737), “hilzerne (hölzerne) Tölpltaler” (1751).

Ab 1719 gibt es einen eigenen, neuen Willkommensbecher (“Willkomben”), aus welchem die misshandelten Neuankömmlinge im Anschluss an die schmerzhafte Prozedur zur Versöhnung trinken durften. Alle Münzverleihungen wurden in einem “Bergbuch” (“Album”) eingetragen, womit der offizielle Teil der Neuaufnahme eines Mitgliedes in die Bergwerksgemeinschaft beendet war, das Ganze jedoch anschließend auf Kosten des Neuen im Knappengasthaus begossen wurde.

Verschont wurde gerechterweise niemand. Es traf den Bergmeister, Bergrichter, Berggerichtsschreiber, verschiedene Gewerken (Grubenbesitzer), Erzkäufer, Adelige, niedere und hohe Geistlichkeit, auch adelige Frauen, wie die Damen Ursula von Leitner sowie Theresia und Maria Barbara von Klebelsberg, welche 1721 mit “Scheidemünzen beehrt” wurden. Interessanterweise hatten die Frauen auch an der “Hauptbefahrung” teilgenommen, eine Ehre, die normalerweise in Bergwerken nur Männern vorbehalten blieb.

Die Verleihung der “Schneeberger Münze” wurde nach längerer Abwesenheit bei den Besuchern und Beschäftigten wieder aufgefrischt. So ist der ursprüngliche Schneeberger Hutmann Georg Praxmarer nach 1727 und 1729 im Jahre 1731 als neu ernannter Bergmeister “das dritte mal mit schwarzer Minzen wohl ziemlich ausbezahlt worden, dass mir das Rehren (Weinen) als das Lachen näher vorkommen.”