Weg des Silbers nach Meran
Das bis zum 14. Jahrhundert am Schneeberg geschürfte Kupfer- und Blei/Silbererz wurde, wenigstens zum Teil, bereits am Schneeberg geschmolzen. Mehrere Überreste von Schmelzöfen mit ausgedehnten Kohleschichten und Schlackenhalden, welche bis auf die Meereshöhe von 2450 m zu finden sind, weisen darauf hin. Noch um 1750 ist auf einer Darstellung des Schneeberg in Seemoos die “S. Franzisge Hidten” (St. Franziskus Hütte) abgebildet. War es auch nicht eine Verhüttung in großem Stile, wenn man pro Jahr eine Endproduktion von etwa 30 kg Feinsilber annimmt, wofür annähernd 30 Tonnen Bleiglanz verarbeitet werden mussten, so ergab sich mit der Vorarbeit des mehrfachen Erzröstens, um den Schwefel heraus zu brennen, doch ein sehr arbeitsintensiver Beschäftigungszweig mit großem Holzbedarf.
Später zwangen der selbst verursachte Holzmangel an der Waldgrenze und die gesteigerte Förderung die Schmelzhütten in immer tiefere Lagen.
Das Erz wurde nach der Überlieferung in rohe Schweinshäute gefüllt und bei Schnee in Sackzügen auf eigens präparierten Pisten ins Tal gezogen bzw. gebremst.
In den waldreichen Gegenden des Mittelgebirges bestanden die verschiedenen Schmelzhütten. Die Wälder des gesamten Hinterpasseier waren für das Bergwerk reserviert, d.h. neben dem geschlagenen Bau-, Brenn- und Stempelholz, dem Holz zum Feuersetzen im Abbau, wurde in Kohlemeilern Holzkohle hergestellt, um damit die Schmelzöfen und Schmiedeessen zu befeuern.
Der Name des Weilers Hütt/Rabenstein zeugt noch heute von einer solchen Schmelzhütte am Fuße des Schneeberges, ebenso die Fraktion Hütt im Pfelderertal. Die Silberhütt-Höfe in Stuls sprechen eine noch deutlichere Sprache, wenn man bedenkt, dass die alten Wegverbindungen die Talsohle mieden und an den Mittelgebirgshängen verliefen. Andere Hinweise auf den Weg des Silbers Tal auswärts liefern das “Silberstallele” in Rabenstein und die “Silbergasse” in St. Leonhard.
Vorläufige Endstation des Silbers war die alte Landeshauptstadt Meran, etwa einen Tagesmarsch (35 km) vom Schneeberg entfernt. Hier befand sich ab 1253 am Pfarrplatz eine Münzprägestätte, aber auch ungeprägtes Silber konnte gut vermarktet werden.
Die interessante Variante des Erztransportes durch Sackzüge kommt jedoch niemals an die Bedeutung der Pferdesaum heran, mit welcher über die vielen Jahrhunderte bis zum Jahr 1874, der Inbetriebnahme der Schienenanlage, der Großteil der Zulieferung und des Erztransportes am Schneeberg bewältigt wurde.
Die Pferdesaum und das Trägerwesen waren lange Zeit fast ein Monopol der Passeirer. Sie verfügten über die notwendigen Weideflächen und Stützpunkte, ihre Dauersiedlungen Saltnuss, Hütt, Schönau und Rabenstein (früher Hintersee genannt) lagen dem Schneeberg am nächsten.