Poschhaus

Am Ende der Forststraße, die von Maiern aus durch das Lazzacher Tal führt, stehen gegenüber der Moarer Almhütte auf Meereshöhe 2.112 die Mauerreste des Poschhauses. Durch Jahrhunderte bestand an dieser Stelle ein Haus mit angebautem Stall und Erzkasten, in welchem die Samer die Erze nach dem mühsamen Transport über Schneebergscharte oder Sandjoch ablagerten und für sich und die Pferde Unterkunft und Verpflegung fanden. Der ursprüngliche Namen ist daher “Kastenwirtshaus”.

Mit dem Bau der Erz-Übertage-Förderanlage auf Schienen ab 1871 wurde der Erzkasten überflüssig und die Baulichkeit verfiel.

Im Jahre 1911 ließ der Ministerialrat im k.k. Ministerium für öffentliche Arbeiten in Wien, ANTON, EDLER VON POSCH, das gesamte Gebäude neu aufbauen. Seither trägt es den Namen “Poschhaus”. Von Einheimischen jedoch hört man heute noch vorwiegend die Benennung “Beim Kasten”.

Unter einem Dach befanden sich eine Wirtsstube, Küche, fünf Schlafkammern und ein Stall für etwa 40 Rinder. Über dem Stall war ein großes Lager, wo an die 50 Knappen übernachten konnten. Bis 1954 diente das Poschhaus auch als Almhütte für die Moarerberg-Alm. Die Knappen hatten dort bestimmte Weiderechte für Rinder, Ziegen und Schafe inne.

In erster Linie aber war das Haus ein wichtiger Stützpunkt und Zufluchtsort für die Bergleute auf dem langen Hin- und Rückweg von Ridnaun zum Schneeberg. Denken wir nur an die strengen und langen Winter, die hohen Schneemassen und die Lawinengefahr. Nicht selten kam es vor, dass der Wirt des Poschhauses mit einigen Helfern zum Kaindl aufbrechen musste, um völlig erschöpfte Knappen aus metertiefem Neuschnee herunter ins Schutzhaus zu retten. Mehrmals im Jahr ging es aber auch recht hoch her. Es gab Tanzunterhaltung, Preiswatten, Schirennen und anderen Spaß. Der letzte Wirt vom Poschhaus, Stefan Wurzer aus Ridnaun, weiß viele Geschichten zu erzählen, die sich im Poschhaus zugetragen haben.

Mit der Einstellung des Bergwerksbetriebes in St. Martin und dem Bau des Poschhausstollens (1962-1967) verlor das Haus seine Aufgabe und verfiel in den folgenden Jahren.

Bei den heute durchgeführten Schneeberg-Exkursionen fährt die Gruppe mit dem Bus von Maiern bis zur Ruine des Poschhauses und setzt ab dort die Tour zu Fuß fort.

Der letzte Poschhauswirt, Wurzer Stefan aus Ridnaun (geb. 1932) arbeitete 23 Jahre im Bergwerk, davon mehrere Jahre als Förderer im Paul-Gesenk (Hauptbremse) und sechs Jahre bei der Umlenkstation der Materialseilbahn im Lazzacher Tal. In dieser Periode führte er gleichzeitig mit seiner Familie den Wirtsbetrieb im Poschhaus (1958-1964). Sommer wie Winter trug er in einem Korb die Getränke und Lebensmittel von der gut 1 km entfernt gelegenen Seilbahnstation zum Schutzhaus und das Leergut wieder zurück.

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