Krankheit und Tod
Wie ein roter Faden ziehen sich die Berichte von Unfällen, Krankheit und Tod durch die Geschichte des Schneeberg. Aus der Frühzeit des Bergwerkes berichtet die Überlieferung von rätselhaften Todesfällen. Knappen, die sich längere Zeit am Schneeberg aufhielten, starben frühzeitig. Als Erklärung vermutete man lange Zeit die dünnere Luft in der Höhenlage, bis man endlich das mit Schwermetallen belastete Trinkwasser im Erzlager als Ursache der Bleivergiftungen erkannte und vermied. Noch 1950 berichtet der ehemalige Hutmann Hans Wallnöfer, dass er in seiner ersten Zeit am Schneeberg das Wasser nicht vertrug und zu starken Koliken neigte.
Zu allen Zeiten lebensgefährlich blieb, als typische Schneeberger Krankheit, die Staublunge (Silikose), in früheren Zeiten “Bergsucht” genannt. Das Einatmen des feinen Staubes in den Gruben führte mit der Zeit zu Schrumpfprozessen in der Lunge. Husten, Kurzatmigkeit, Herzfunktionsstörungen und Herzversagen waren die Stadien dieser heimtückischen Krankheit, welche im Extremfall innerhalb von zwei Jahren aus gesunden Burschen, die zum Vortrieb in die Stollen einfuhren, erstickend Sterbende machte. Besonders schlimm wurde die Situation ab 1923, als mit Luftdruckhämmern trocken gebohrt wurde. Erst nach 1950 wurden erste Staubmasken von der Werksleitung verteilt, welche die Knappen jedoch oft, die Gefahr unterschätzend, nicht benutzten, da sie die freie Atmung behinderten und in regelmäßigen Abständen hätten gereinigt werden müssen. Erleichterung brachten 1961 die ersten Preßluftbohrer mit integriertem Wasserstrahl, welcher den ärgsten Staub band.
Weitere gefährliche Krankheiten, von denen die Schneeberger Chronik berichtet, waren die Blattern (Pocken), die Tuberkulose, verschiedene Wurmkrankheiten, Rheumatismus und Alkoholmißbrauch.
Von schweren Krankheiten befallene Arbeiter wurden in der Regel zu Tal getragen oder auf Schlitten gezogen. Das zuständige Krankenhaus war Sterzing. Um 1900 wurde am Schneeberg in der Siedlung am Bach das “Spital” errichtet. Die noch verbliebenen Mauern sollen in den nächsten Jahren saniert werden. In zwei großen Räumen konnten höchstens an die zehn Kranke gepflegt werden. Wenig ermutigend war die an der Westseite angebaute Leichenkammer mit separatem Eingang, in welcher die tiefgefrorenen Verstorbenen im Winter oft tagelang auf den Abtransport warten mussten.
In den letzten Jahrzehnten vor der Betriebsauflassung war die Sanitätsabteilung im Trakt zwischen dem Herrenhaus und dem Gasthaus untergebracht.