Bergmannskleidung
Die Arbeit des Bergmanns in den engen, oft feuchten Stollen ließ schon früh zwei Kleidungsstücke entstehen, die seitdem zur Bergmannskleidung gehören: die Zipfelkappe aus ungebleichtem Leinen am Kopf, die meist mit einem weiten Leinenkittel (Bergkittel) nach Art eines Anoraks verbunden war - und das Bergleder, das nach seinem Sitz über dem Gesäß auch “Arschleder” genannt wurde. Während erstere Kopf und Nacken gegen tropfendes Wasser und herabfallende Steinchen schützte, sollte letzteres das Herabtropfen des Wassers auf den gebeugten Rücken verhindern. Zudem diente es als Schutz beim Sitzen oder Rutschen auf nasskaltem Gestein. Das Bergleder ist das originellste Kleidungselement, das allgemein im Montanbereich die Funktion des “Berufsspezifikums” gewann. Die übrige Kleidung hat sich jeweils der allgemeinen Arbeitskleidung angepasst.
Eine entscheidende Wende trat mit der zunehmenden Bedeutung des Bergbaus in Tirol ab 1450 ein. Nachdem der Bergbau dem Landesfürsten unterstand, machte sich der Einfluss des landesfürstlichen Hofes in der Tiroler Bergmannskleidung stark bemerkbar. Die ältesten Knappendarstellungen zeigt ein beschädigtes Fresko von 1478 an der Südseite der Pfarrkirche in Imst.
In Südtirol stoßen wir in Knappenkapellen und Kirchen auf Darstellungen von Bergleuten in der damaligen Arbeitskleidung. In der Knappenkirche St. Magdalena in Ridnaun steht im Mittelschrein des Hochaltares die Kirchenpatronin über einem Bergwerksstollen, in welchem zwei Bergknappen – ein Huntstößer und ein Häuer - bei der Arbeit sind.. Sie tragen neben Gugelmütze und Arschleder das Hofkleid, das auch Bedienstete des landesfürstlichen Hofes trugen. Der Bergmann ist damit als privilegierter Hofdiener charakterisiert, denn der Bergbau war landesfürstliches Regal.
Fast identische Darstellungen aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts finden wir in der Barabarkapelle in Gossensass und auf einem Glasgemälde in der Pfarrkirche von Villanders.
Die nächste Entwicklungsstufe der Bergmannskleidung führt eindringlich das mit zahlreichen Illustrationen versehene Schwazer Bergbuch von 1556 vor. Hier ist erstmals auch ein Unterschied in der Tracht nach dem Rang des Trägers festzustellen. Der Bergrichter als höchster Beamter eines Berggerichtsbezirkes trägt bereits die schwarze spanische Hoftracht, die sich um 1550 für alle Hofbeamten durchgesetzt hatte.
Die Hutleute als Vorarbeiter trugen die für alle Bergarbeiter typische Kleidung.
Manchmal dürften sie ihre Kleider zusätzlich verziert haben, wie uns ein Bericht in den Sterzinger Erinnerungen Lukas Geizkoflers über die Hochzeit seines Vaters, der ein angesehener Bergbauunternehmer war, anschaulich vor Augen führt: Unter den Teilnehmern befanden sich “auch der Bergrichter zu Sterzingen und eine gesellschaft von wolgepuzten Erzknappen, welche ihre schöne weiße hemeter (Hemden) oder Röcklen, mit seiden ausgenäht, auch darüber silberne ketlen und silberne halsring anhatten”.
Grundsätzlich fällt eine erstaunliche Buntheit des Arbeitsgewandes auf.
Im Kostümbuch Erzherzog Ferdinands II. von Tirol um 1580 tragen einfache Hauer aus Anlass eines Festumzuges das Schwarz der spanischen Hoftracht. Das Uniformmäßige und die Zugehörigkeit zum landesfürstlichen Dienst tritt hier in der Bergmannskleidung dominierend in Erscheinung.
Im 17. Jahrhundert zeigt die Bergmannskleidung wohl auf Grund der Rückläufigkeit des Tiroler Bergbaus keine besondere Entwicklung.
Dies ändert sich im 18. Jahrhundert, wo die Verbesserung der Abbaumethoden (Sprengpulver, erste Maschinen) wieder zum Aufschwung führt. Im Unterschied zu früheren Jahrhunderten ist der Bergbau nun staatlich. Damit ist auch die Entwicklung von der Bergmannskleidung zur Uniform ins entscheidende Stadium getreten. Die charakteristische Farbe ist weiß. Im gesamten 18. Jahrhundert dominieren die Farben grün und weiß, wenn auch auffallende Abänderungen in den einzelnen Kleidungsstücken eintreten, die sich stark an die Paradeuniformen der Soldaten anlehnen.
Den Einfluss der Französischen Revolution erkennen wir in den langen Hosen, die sich ab 1815 allenthalben durchsetzen, außerdem wird schon zur Zeit der bayrischen Besatzung Tirols das Schwarz die beherrschende Farbe.
Nach 1850 erließ Kaiser Franz Josef klare Uniformvorschriften für die Bergmannskleidung. Die letzte, noch gültige, ist jene aus dem Jahre 1890. Sie sei nachfolgend im Detail beschrieben.